Ausgangslage
Pro Tag werden im Stadtgebiet von Graz vier Millionen Kilometer mit Autos zurückgelegt; dies ist viel zu viel, wenn die Republik Österreich ihre Klimaschutzziele erreichen möchte. Das Übereinkommen von Paris vom 12.12.2015 muss durch innerstaatliche Maßnahmen zum Leben erweckt werden. Dazu zählt der Bau eines U-Bahn-Netzes in Graz, mit dem Ziel, die Anzahl der mit PKW zurückgelegten Kilometer im Ortsgebiet in den nächsten 15 Jahren zu halbieren.
Die Idee einer U-Bahn für Graz ist nicht völlig neu. Im Jahre 1999 hatte der Grazer Gemeinderat eine entsprechende Studie beim Schweizer Unternehmen IBV Hüsler AG in Auftrag gegeben, deren Ergebnis allerdings ernüchternd ausfiel: damals wurde die Auffassung vertreten, dass Graz zu klein für eine U-Bahn sei, sodass allfällige Investitionen in Öffentliche Verkehrsmittel sich auf das bestehende System aus Bussen und Straßenbahnen beschränken sollten. Aber seither sind fast 20 Jahre vergangen, daher stellt sich die Frage: stimmt das heute noch?
Um diese Frage zu beantworten, sollte man zunächst einen Blick auf die Bevölkerungsentwicklung werfen. Zwischen 1971 und 2001 war Graz eine "schrumpfende Stadt", in den 1990er-Jahren war sogar davon die Rede, dass die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz eines Tages Graz als zweitgrößte Stadt Österreichs ablösen würde. Bei der letzten Volkszählung 2001 hatte Graz nur mehr rund 226.000 Einwohner/innen.
Doch seit damals ist eine gewaltige Trendumkehr zu merken: laut der offiziellen Statistik wohnen per 01.01.2018 inklusive der Nebenwohnsitze über 325.000 Menschen in Graz. Dieselbe Entwicklung lässt sich auch beim Kraftfahrzeugbestand nachverfolgen: zum Jahresende 2016 waren insgesamt 1.040.118 Fahrzeuge in der Steiermark zugelassen, dies stellt den historischen Höchstwert dar.
Zudem ist die Stadt Graz mittlerweile mit vielen Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung (in dem auch ca. 150.000 Menschen wohnen) zusammengewachsen. Wer beispielsweise die Kärntner Straße entlang fährt, der stellt fest, dass nur noch die Ortstafel die Gemeinde Seiersberg-Pirka vom Grazer Bezirk Straßgang trennt – es handelt sich um geschlossenes Siedlungsgebiet. Der Ballungsraum entwickelt sich daher derzeit zur zweiten Metropolregion Österreichs, an jeder Ecke werden neue große Wohnquartiere (wie zum Beispiel die Greencity oder die Siedlungen auf den Reininghausgründen) errichtet, doch in den Öffentlichen Verkehr wird seit Jahrzehnten kaum investiert; das kann auf Dauer einfach nicht funktionieren.
Zum Argument, Graz sei zu klein, ist auch ein internationaler Vergleich hilfreich: Thessaloniki, eine Stadt mit rund 300.000 Einwohner/inne/n in Griechenland, baut derzeit eine U-Bahn. Und Nürnberg und Bochum in Deutschland sowie Brescia in Italien oder Rennes in Frankreich haben bereits eine – warum also nicht Graz?
Projektziel
Ziel des Projekts ist der Bau eines vollautomatischen U-Bahn-Netzes im Großraum Graz. Im ersten Schritt soll es aus zwei Linien bestehen, und zwar einer Nord-Süd-Verbindung (von Gratkorn zum Flughafen Graz-Thalerhof) und einer Ost-West-Verbindung (vom Berliner Ring zum UKH in Eggenberg). Weitere Ausbaustufen sind nach der Fertigstellung, für die ich rund zehn Jahre veranschlage, natürlich jederzeit möglich, wie man derzeit am sehr ambitionierten Ausbauprogramm der Wiener Linien sieht.
Aktueller Umsetzungsstand
Zurzeit bin ich intensiv damit beschäftigt, Menschen von meinen U-Bahn-Plänen zu überzeugen. Zu diesem Zweck betreibe ich seit 28.06.2017 den Blog "Graz braucht eine U-Bahn!".
Vor einigen Wochen haben das Land Steiermark und die Stadt Graz den Ausbau des Grazer Straßenbahnnetzes in den kommenden fünf Jahren fixiert. Doch diese geplanten Straßenbahntrassen können der Bevölkerungsexplosion in Graz nicht mehr Schritt halten, es bedarf eines völlig neuen Massenverkehrsmittels, um die Anzahl der PKW im Stadtgebiet zu reduzieren.
Alle öffentlichen Verkehrsmittel oberhalb der Erde sind im "Mischverkehr" unterwegs. Straßenbahnen und Busse können daher genauso im Stau stehen wie PKW und LKW und sogar dort, wo Straßenbahnen eigene Trassenführungen aufweisen, sind diese Trassen nicht gänzlich kreuzungsfrei. Darüber hinaus kann auch die Geschwindigkeit einer Straßenbahn bei weitem nicht mit einer U-Bahn mithalten; daher muss der Öffentliche Verkehr auch in Graz unter die Erde verlegt werden.
Schon im Rahmen der ORF-Livediskussion der Spitzenkandidat/inn/en für die Grazer Gemeinderatswahl am 01.02.2017 wurden die Vertreter/innen der politischen Parteien mit meiner Frage nach einer U-Bahn für den Großraum Graz konfrontiert. Seit ich im Juni 2017 meinen Blog gestartet habe, sind mehrere Medien auf das Thema aufgesprungen, darunter die Grazer Woche in ihrer Ausgabe am 26.07.2017. Mittlerweile ist es mir sogar gelungen, den Vorstand der Holding Graz zu einem mutigen Schritt zu bewegen, denn dieser forderte im März 2018 von der Stadt Graz eine Prüfung des Baus einer U-Bahn „ohne Vorbehalte“. Kurze Zeit später hat die Grazer Stadtregierung angekündigt, den Bau von zumindest einer U-Bahn-Linie anzudenken.
Konkrete klimarelevante Auswirkungen bzw. Erfolge
Mein Ziel ist, die Anzahl der mit PKW zurückgelegten Kilometer in Graz in den nächsten 15 Jahren zu halbieren. Dies wird trotz des weiteren Bevölkerungswachstums gelingen, sofern innerhalb der nächsten zwei Jahre mit dem Bau des U-Bahn-Netzes begonnen wird. Da der Individualverkehr als Hauptverursacher von CO2-Emissionen gilt und rund 40% aller Steirer/innen in Graz bzw. Graz-Umgebung wohnen, wird die Steiermark dadurch einen gigantischen Beitrag zum Erreichen des österreichischen Klimaschutzziels leisten.
Finanzierung
Ein Punkt, auf den ich auch noch eingehen möchte, ist die Finanzierung des Projekts. Mir ist klar, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Stadt Graz, der Holding Graz Linien, des Landes Steiermark und des Bundes bedarf, um mein Projekt zu finanzieren. Doch ich stelle seit Jahren fest, dass genügend finanzielle Mittel für Verkehrsprojekte vorhanden sind; es werden lediglich die falschen Prioritäten gesetzt. So hat etwa der Südgürtel in Graz – eine vierspurige unterirdische PKW- und LKW-Trasse zwischen den Bezirken Liebenau und Puntigam, die kürzlich eröffnet wurde – rund 180 Millionen Euro gekostet. Zudem hat das Land Steiermark vor kurzem 65 Millionen Euro für eine Ortsumfahrung der Gemeinde Hausmannstätten (die nur rund 3.000 Einwohner/innen hat) investiert. Dass der Neubau von Straßen nur noch mehr Individualverkehr und Stau generiert, zeigen die ersten Bestandaufnahmen im Bereich des Südgürtels.
Ich rechne damit, dass das von mir vorgeschlagene Netz mit zwei Linien Baukosten von rund einer Milliarde Euro verursachen wird, wobei der genaue finanzielle Aufwand natürlich massiv vom Trassenverlauf abhängt (als Vergleichswert kann die 13,1 Kilometer lange U-Bahn-Linie in Brescia herangezogen werden, welche 750 Millionen Euro gekostet hat). Diese Kosten sollen zur Hälfte vom Bund getragen werden (wie das auch bei der Wiener U-Bahn der Fall ist). Die übrige Hälfte müssen sich das Land Steiermark, die Stadt Graz sowie die Holding Graz aufteilen. Wenn ich diese Kosten mit den obigen Zahlen (insbesondere mit der Ortsumfahrung von Hausmannstätten) in Relation setze, dann zeigt sich, dass der Bau einer U-Bahn in Graz möglich ist, wenn man will. Das Bauprojekt wäre zudem ein gigantischer Impuls für den steirischen Arbeitsmarkt und würde mehrere tausend Arbeitsplätze im Bereich der Bauwirtschaft für einige Jahre schaffen.
Außerdem soll zur Finanzierung des Großprojekts vom Land Steiermark befristet für zehn Jahre (beginnend mit 01.01.2019) eine Dienstgeberabgabe iHv € 2,- pro Dienstnehmer/in pro angefangener Arbeitswoche eingeführt werden, also nach dem Vorbild der Wiener „U-Bahn-Steuer". Auf dem steirischen Arbeitsmarkt gibt es derzeit (Stand: Ende 2017) 496.719 Beschäftigungsverhältnisse. Würde die Steiermark die oben angeführte Dienstgeberabgabe in der Höhe des Bundeslands Wien einheben, so brächte das allein im Jahr 2019 zusätzliche Einnahmen von circa 52 Millionen Euro für den steirischen Landeshaushalt. In zehn Jahren – diese Bauzeit für die beiden U-Bahn-Linien für den Großraum Graz ist realistisch – wäre damit ein Betrag von mehr als 500 Millionen Euro aufgebracht.
Als weitere Finanzierungsquelle könnte die Stadt Graz die Parkgebühren in den Kurzparkzonen deutlich anheben, denn die Kluft zwischen Park- und ÖV-Tarifen vergrößert sich seit Jahren, sodass die Öffentlichen Verkehrsmittel leider immer unattraktiver werden.
Um die Betriebskosten des U-Bahn-Netzes von Graz möglichst gering zu halten, sollten die Strecken zudem von Beginn an über vollautomatische U-Bahnen verfügen. Dies ist bei modernen Neubaustrecken mittlerweile internationaler Standard, wie man beispielsweise in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen sieht. Schließlich wird auch die U5 in Wien, die bereits in wenigen Jahren vom Elterleinplatz zum Karlsplatz fahren wird, als vollautomatische U-Bahn gebaut.
Resümee und Ausblick
Die Verkehrssituation im Großraum Graz hat unerträgliche Ausmaße erreicht. Der Verkehrskollaps droht nicht, wie viele Medien immer wieder berichten, sondern er ist bereits eingetreten. Die täglichen Staus im gesamten Stadtgebiet werden mittlerweile als Normalzustand hingenommen und die bestehenden Öffentlichen Verkehrsmittel sind am Kapazitätslimit angelangt.
Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn auch an der Oberfläche diverse Verbesserungen im Radwege- und Öffi-Netz umgesetzt werden. Doch aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Tatsache, dass viele Gemeinden von Graz-Umgebung mittlerweile faktisch zu Graz gehören, wird dies bei weitem nicht ausreichen. Daher muss rasch das Projekt einer vollautomatischen U-Bahn für Graz mit zwei Linien umgesetzt werden.
Meine bisherigen Maßnahmen, insbesondere mein Blog, haben in den letzten Monaten zu einer deutlichen Bewusstseinsänderung beigetragen. Nun müsste die Holding Graz konsequent den nächsten Schritt umsetzen und die Planung der beiden Trassenverläufe in die Wege leiten. Parallel dazu sollte das Land Steiermark umgehend eine Dienstgeberabgabe in Höhe der Wiener „U-Bahn-Steuer“ einführen, um die Finanzierung des Projekts sicherzustellen. Da natürlich auch die Stadt Graz einen finanziellen Beitrag leisten muss, sollte sie die Parkgebühren in den Kurzparkzonen deutlich erhöhen.
Pro Tag werden im Stadtgebiet von Graz vier Millionen Kilometer mit Autos zurückgelegt; dies ist viel zu viel, wenn die Republik Österreich ihre Klimaschutzziele erreichen möchte. Das Übereinkommen von Paris vom 12.12.2015 muss durch innerstaatliche Maßnahmen zum Leben erweckt werden. Dazu zählt der Bau eines U-Bahn-Netzes in Graz, mit dem Ziel, die Anzahl der mit PKW zurückgelegten Kilometer im Ortsgebiet in den nächsten 15 Jahren zu halbieren.
Die Idee einer U-Bahn für Graz ist nicht völlig neu. Im Jahre 1999 hatte der Grazer Gemeinderat eine entsprechende Studie beim Schweizer Unternehmen IBV Hüsler AG in Auftrag gegeben, deren Ergebnis allerdings ernüchternd ausfiel: damals wurde die Auffassung vertreten, dass Graz zu klein für eine U-Bahn sei, sodass allfällige Investitionen in Öffentliche Verkehrsmittel sich auf das bestehende System aus Bussen und Straßenbahnen beschränken sollten. Aber seither sind fast 20 Jahre vergangen, daher stellt sich die Frage: stimmt das heute noch?
Um diese Frage zu beantworten, sollte man zunächst einen Blick auf die Bevölkerungsentwicklung werfen. Zwischen 1971 und 2001 war Graz eine "schrumpfende Stadt", in den 1990er-Jahren war sogar davon die Rede, dass die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz eines Tages Graz als zweitgrößte Stadt Österreichs ablösen würde. Bei der letzten Volkszählung 2001 hatte Graz nur mehr rund 226.000 Einwohner/innen.
Doch seit damals ist eine gewaltige Trendumkehr zu merken: laut der offiziellen Statistik wohnen per 01.01.2018 inklusive der Nebenwohnsitze über 325.000 Menschen in Graz. Dieselbe Entwicklung lässt sich auch beim Kraftfahrzeugbestand nachverfolgen: zum Jahresende 2016 waren insgesamt 1.040.118 Fahrzeuge in der Steiermark zugelassen, dies stellt den historischen Höchstwert dar.
Zudem ist die Stadt Graz mittlerweile mit vielen Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung (in dem auch ca. 150.000 Menschen wohnen) zusammengewachsen. Wer beispielsweise die Kärntner Straße entlang fährt, der stellt fest, dass nur noch die Ortstafel die Gemeinde Seiersberg-Pirka vom Grazer Bezirk Straßgang trennt – es handelt sich um geschlossenes Siedlungsgebiet. Der Ballungsraum entwickelt sich daher derzeit zur zweiten Metropolregion Österreichs, an jeder Ecke werden neue große Wohnquartiere (wie zum Beispiel die Greencity oder die Siedlungen auf den Reininghausgründen) errichtet, doch in den Öffentlichen Verkehr wird seit Jahrzehnten kaum investiert; das kann auf Dauer einfach nicht funktionieren.
Zum Argument, Graz sei zu klein, ist auch ein internationaler Vergleich hilfreich: Thessaloniki, eine Stadt mit rund 300.000 Einwohner/inne/n in Griechenland, baut derzeit eine U-Bahn. Und Nürnberg und Bochum in Deutschland sowie Brescia in Italien oder Rennes in Frankreich haben bereits eine – warum also nicht Graz?
Projektziel
Ziel des Projekts ist der Bau eines vollautomatischen U-Bahn-Netzes im Großraum Graz. Im ersten Schritt soll es aus zwei Linien bestehen, und zwar einer Nord-Süd-Verbindung (von Gratkorn zum Flughafen Graz-Thalerhof) und einer Ost-West-Verbindung (vom Berliner Ring zum UKH in Eggenberg). Weitere Ausbaustufen sind nach der Fertigstellung, für die ich rund zehn Jahre veranschlage, natürlich jederzeit möglich, wie man derzeit am sehr ambitionierten Ausbauprogramm der Wiener Linien sieht.
Aktueller Umsetzungsstand
Zurzeit bin ich intensiv damit beschäftigt, Menschen von meinen U-Bahn-Plänen zu überzeugen. Zu diesem Zweck betreibe ich seit 28.06.2017 den Blog "Graz braucht eine U-Bahn!".
Vor einigen Wochen haben das Land Steiermark und die Stadt Graz den Ausbau des Grazer Straßenbahnnetzes in den kommenden fünf Jahren fixiert. Doch diese geplanten Straßenbahntrassen können der Bevölkerungsexplosion in Graz nicht mehr Schritt halten, es bedarf eines völlig neuen Massenverkehrsmittels, um die Anzahl der PKW im Stadtgebiet zu reduzieren.
Alle öffentlichen Verkehrsmittel oberhalb der Erde sind im "Mischverkehr" unterwegs. Straßenbahnen und Busse können daher genauso im Stau stehen wie PKW und LKW und sogar dort, wo Straßenbahnen eigene Trassenführungen aufweisen, sind diese Trassen nicht gänzlich kreuzungsfrei. Darüber hinaus kann auch die Geschwindigkeit einer Straßenbahn bei weitem nicht mit einer U-Bahn mithalten; daher muss der Öffentliche Verkehr auch in Graz unter die Erde verlegt werden.
Schon im Rahmen der ORF-Livediskussion der Spitzenkandidat/inn/en für die Grazer Gemeinderatswahl am 01.02.2017 wurden die Vertreter/innen der politischen Parteien mit meiner Frage nach einer U-Bahn für den Großraum Graz konfrontiert. Seit ich im Juni 2017 meinen Blog gestartet habe, sind mehrere Medien auf das Thema aufgesprungen, darunter die Grazer Woche in ihrer Ausgabe am 26.07.2017. Mittlerweile ist es mir sogar gelungen, den Vorstand der Holding Graz zu einem mutigen Schritt zu bewegen, denn dieser forderte im März 2018 von der Stadt Graz eine Prüfung des Baus einer U-Bahn „ohne Vorbehalte“. Kurze Zeit später hat die Grazer Stadtregierung angekündigt, den Bau von zumindest einer U-Bahn-Linie anzudenken.
Konkrete klimarelevante Auswirkungen bzw. Erfolge
Mein Ziel ist, die Anzahl der mit PKW zurückgelegten Kilometer in Graz in den nächsten 15 Jahren zu halbieren. Dies wird trotz des weiteren Bevölkerungswachstums gelingen, sofern innerhalb der nächsten zwei Jahre mit dem Bau des U-Bahn-Netzes begonnen wird. Da der Individualverkehr als Hauptverursacher von CO2-Emissionen gilt und rund 40% aller Steirer/innen in Graz bzw. Graz-Umgebung wohnen, wird die Steiermark dadurch einen gigantischen Beitrag zum Erreichen des österreichischen Klimaschutzziels leisten.
Finanzierung
Ein Punkt, auf den ich auch noch eingehen möchte, ist die Finanzierung des Projekts. Mir ist klar, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Stadt Graz, der Holding Graz Linien, des Landes Steiermark und des Bundes bedarf, um mein Projekt zu finanzieren. Doch ich stelle seit Jahren fest, dass genügend finanzielle Mittel für Verkehrsprojekte vorhanden sind; es werden lediglich die falschen Prioritäten gesetzt. So hat etwa der Südgürtel in Graz – eine vierspurige unterirdische PKW- und LKW-Trasse zwischen den Bezirken Liebenau und Puntigam, die kürzlich eröffnet wurde – rund 180 Millionen Euro gekostet. Zudem hat das Land Steiermark vor kurzem 65 Millionen Euro für eine Ortsumfahrung der Gemeinde Hausmannstätten (die nur rund 3.000 Einwohner/innen hat) investiert. Dass der Neubau von Straßen nur noch mehr Individualverkehr und Stau generiert, zeigen die ersten Bestandaufnahmen im Bereich des Südgürtels.
Ich rechne damit, dass das von mir vorgeschlagene Netz mit zwei Linien Baukosten von rund einer Milliarde Euro verursachen wird, wobei der genaue finanzielle Aufwand natürlich massiv vom Trassenverlauf abhängt (als Vergleichswert kann die 13,1 Kilometer lange U-Bahn-Linie in Brescia herangezogen werden, welche 750 Millionen Euro gekostet hat). Diese Kosten sollen zur Hälfte vom Bund getragen werden (wie das auch bei der Wiener U-Bahn der Fall ist). Die übrige Hälfte müssen sich das Land Steiermark, die Stadt Graz sowie die Holding Graz aufteilen. Wenn ich diese Kosten mit den obigen Zahlen (insbesondere mit der Ortsumfahrung von Hausmannstätten) in Relation setze, dann zeigt sich, dass der Bau einer U-Bahn in Graz möglich ist, wenn man will. Das Bauprojekt wäre zudem ein gigantischer Impuls für den steirischen Arbeitsmarkt und würde mehrere tausend Arbeitsplätze im Bereich der Bauwirtschaft für einige Jahre schaffen.
Außerdem soll zur Finanzierung des Großprojekts vom Land Steiermark befristet für zehn Jahre (beginnend mit 01.01.2019) eine Dienstgeberabgabe iHv € 2,- pro Dienstnehmer/in pro angefangener Arbeitswoche eingeführt werden, also nach dem Vorbild der Wiener „U-Bahn-Steuer". Auf dem steirischen Arbeitsmarkt gibt es derzeit (Stand: Ende 2017) 496.719 Beschäftigungsverhältnisse. Würde die Steiermark die oben angeführte Dienstgeberabgabe in der Höhe des Bundeslands Wien einheben, so brächte das allein im Jahr 2019 zusätzliche Einnahmen von circa 52 Millionen Euro für den steirischen Landeshaushalt. In zehn Jahren – diese Bauzeit für die beiden U-Bahn-Linien für den Großraum Graz ist realistisch – wäre damit ein Betrag von mehr als 500 Millionen Euro aufgebracht.
Als weitere Finanzierungsquelle könnte die Stadt Graz die Parkgebühren in den Kurzparkzonen deutlich anheben, denn die Kluft zwischen Park- und ÖV-Tarifen vergrößert sich seit Jahren, sodass die Öffentlichen Verkehrsmittel leider immer unattraktiver werden.
Um die Betriebskosten des U-Bahn-Netzes von Graz möglichst gering zu halten, sollten die Strecken zudem von Beginn an über vollautomatische U-Bahnen verfügen. Dies ist bei modernen Neubaustrecken mittlerweile internationaler Standard, wie man beispielsweise in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen sieht. Schließlich wird auch die U5 in Wien, die bereits in wenigen Jahren vom Elterleinplatz zum Karlsplatz fahren wird, als vollautomatische U-Bahn gebaut.
Resümee und Ausblick
Die Verkehrssituation im Großraum Graz hat unerträgliche Ausmaße erreicht. Der Verkehrskollaps droht nicht, wie viele Medien immer wieder berichten, sondern er ist bereits eingetreten. Die täglichen Staus im gesamten Stadtgebiet werden mittlerweile als Normalzustand hingenommen und die bestehenden Öffentlichen Verkehrsmittel sind am Kapazitätslimit angelangt.
Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn auch an der Oberfläche diverse Verbesserungen im Radwege- und Öffi-Netz umgesetzt werden. Doch aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Tatsache, dass viele Gemeinden von Graz-Umgebung mittlerweile faktisch zu Graz gehören, wird dies bei weitem nicht ausreichen. Daher muss rasch das Projekt einer vollautomatischen U-Bahn für Graz mit zwei Linien umgesetzt werden.
Meine bisherigen Maßnahmen, insbesondere mein Blog, haben in den letzten Monaten zu einer deutlichen Bewusstseinsänderung beigetragen. Nun müsste die Holding Graz konsequent den nächsten Schritt umsetzen und die Planung der beiden Trassenverläufe in die Wege leiten. Parallel dazu sollte das Land Steiermark umgehend eine Dienstgeberabgabe in Höhe der Wiener „U-Bahn-Steuer“ einführen, um die Finanzierung des Projekts sicherzustellen. Da natürlich auch die Stadt Graz einen finanziellen Beitrag leisten muss, sollte sie die Parkgebühren in den Kurzparkzonen deutlich erhöhen.
Sehr guter Kommentar, Jochen!
AntwortenLöschenDer motorisierte Individualverkehr in der Stadt sollte in den nächsten 15 Jahren nicht um 50%, sondern um 90% reduziert werden, um die Stadt attraktiver zu machen, und um endlich diesem Autofahrerparadies ein Ende zu setzen.
Elektro-Autos sind auch keine Lösung, wie es uns die Medien und Autokonzerne immer wieder vorbeten, denn das eigentliche Problem ist nicht der Antrieb, sondern der nicht vorhandene Platz in der Stadt.
So eine Aktion wäre einmal im großen Maßstab angebracht: http://www.klimaretter.info/meinungen/kolumnen/kolumne-s-haemmerle/1040-unterwegs-im-gehmobil
Jeder Fußgänger / Radfahrer braucht auf einmal so viel Platz wie die werten Autofahrer. Na das wird lustig!