Letzten Donnerstag hat die Projektgesellschaft "Moderne Urbane Mobilität 2030+", eine 100%-Tochter der Holding Graz, im Rahmen einer Pressekonferenz nach rund eineinhalb Jahren Arbeit ihre U-Bahn-Pläne für Graz vorgestellt. Wie sieht das Konzept im Detail aus und wie ist dieses zu bewerten?
Quelle: Holding Graz |
Geplant ist ein vollautomatisches U-Bahn-System mit zwei Linien, die M1 mit 13 Stationen vom UKH in Eggenberg bis zum Berliner Ring in Waltendorf sowie die M2 mit 14 Stationen vom (noch nicht vorhandenen) Nahverkehrsknoten Gösting bis zum Park & Ride-Platz in Webling. Die Fahrzeit von einer Endstation zur anderen soll jeweils circa 20 Minuten betragen – mit keinem einzigen anderen Verkehrsmittel können derartige Distanzen auch nur ansatzweise in so kurzer Zeit zurückgelegt werden. Das Konzept sieht zudem sehr attraktive Intervalle vor, in der Stoßzeit soll sogar alle zweieinhalb Minuten eine Metro-Garnitur kommen.
Hier sind die geplanten Stationen der Linie M1 im Detail:
🚇 Eggenberg/UKH
🚇 Auster
🚇 FH Joanneum
🚇 Hauptbahnhof
🚇 AVL
🚇 Lendplatz
🚇 Andreas-Hofer-Platz
🚇 Jakominiplatz
🚇 Felix-Dahn-Platz
🚇 Universität
🚇 Hilmteich
🚇 LKH
🚇 Berliner Ring
Etwas verwunderlich ist bei dieser Linie nur die „geschwungene“ Linienführung, die sehr künstlich wirkt. Man könnte hier also eine noch schnellere Ost-West-Verbindung schaffen, wenn das Linienkreuz zwischen M1 und M2 nicht am Jakominiplatz, sondern zum Beispiel am Geidorfplatz geschaffen wird, wodurch eine Schleife nach Süden wegfiele. Die Stationsabstände der vorgeschlagenen Trassenführung sind größtenteils in Ordnung, nur beim westlichen Teil der Trasse könnte man eventuell noch etwas nachbessern, da beispielsweise die Distanz zwischen Andreas-Hofer-Platz, Lendplatz und AVL nicht drei, sondern maximal zwei Stationen rechtfertigt.
Nun zu den geplanten Stationen der Linie M2:
🚇 Gösting (konkret: beim Nahverkehrsknoten auf Höhe der Exerzierplatzstraße, welcher erst errichtet werden muss)
🚇 Augasse
🚇 Fröbelpark
🚇 Hasnerplatz
🚇 Geidorfplatz
🚇 Maiffredygasse
🚇 Jakominiplatz
🚇 Griesplatz
🚇 Don Bosco
🚇 Reininghaus
🚇 Wetzelsdorf
🚇 Straßganger Straße
🚇 Ankerstraße
🚇 P&R Webling
Diese Linie würde somit über drei Umsteigeknoten zur S-Bahn verfügen und mehrere große Siedlungsgebiete wie das Reininghausviertel und die Greencity in der Olga-Rudel-Zeynek-Gasse mit einer äußerst attraktiven ÖV-Anbindung versehen. Ein kleiner Wermutstropfen ist die fehlende Anbindung des Grazer Umlandes, denn gerade die Gemeinden südlich von Graz wachsen sehr stark – doch irgendwo muss man einmal anfangen und es ist ja durchaus denkbar, die M2-Trasse später einmal vom P&R Webling nach Süden (zum Beispiel nach Seiersberg-Pirka) zu verlängern.
Der weitere Zeitplan sieht vor, dass nach der obligatorischen Umweltverträglichkeitsprüfung und der Planungsphase eine Bauzeit von fünf Jahren notwendig ist, um zunächst die M1 fertigzustellen. Somit könnte bereits im Jahr 2030 die erste Metro von Graz im Vollbetrieb fahren.
Auf stadtpolitischer Ebene setzten
bereits kurz nach der Präsentation am Donnerstag die üblichen Spielchen ein: sowohl
die Grünen, die im Dezember 2020 ein eigenes Konzept mit einem „S-Bahn-Ring“
vorgestellt hatten, als auch die SPÖ lehnten das Projekt reflexartig ab; die
KPÖ attestierte dem Grazer Bürgermeister gar „Cäsarenwahn“. Ich finde es sehr
schade, dass es scheinbar kaum jemand der Mühe wert findet, sich die Pläne der
Expertengruppe im Detail anzuschauen.
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