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Die Crux mit dem Modal Split


Alle fünf Jahre wird das Mobilitätsverhalten der Grazerinnen und Grazer von der Stadt erhoben. Seit der Präsentation der neuesten Ergebnisse scheint die Stadtpolitik der einhelligen Meinung zu sein, in der „Rad-Hauptstadt Graz“ sei alles in Ordnung.



Eingangs möchte ich kurz anmerken, dass man unter dem Begriff „Modal Split" den jeweiligen Anteil der erhobenen Wege nach den einzelnen Verkehrsarten versteht, gemessen an der Gesamtheit aller erhobenen Wege. Es handelt sich somit um eine Statistik über die Verkehrsmittelwahl im Personenverkehr einer Stadt.

Ende März 2019 hat die Stadt Graz die Ergebnisse der neuesten Befragung präsentiert, die ihr im Detail an dieser Stelle nachlesen könnt. Natürlich ist es erfreulich, dass der Fahrrad-Anteil im Vergleich zu 2013 von 14,5% auf 19,3% gestiegen ist, doch kann man Graz deshalb gleich zur „Rad-Hauptstadt“ ausrufen, wie es manche Politiker/innen unmittelbar nach der Präsentation in den sozialen Netzwerken getan haben?

Die Realität sieht leider ganz anders aus. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) beträgt nach wie vor mehr als 40% und von der Politik werden völlig kontraproduktive Schritte gesetzt. In der Eggenberger Straße wurde beispielsweise vor kurzem ein bestehender Radweg rückgebaut, um eine neue Rechtsabbiegespur für PKW in die Waagner-Biro-Straße zu errichten. Zwar handelt es sich nur um eine temporäre Maßnahme im Zusammenhang mit der Großbaustelle auf den Reininghaus-Gründen, nichtsdestotrotz zeigt dieses Beispiel, welche Prioritäten die Verantwortlichen in der Stadt nach wie vor setzen. Auch das aktuelle Theater rund um den Kaiser-Josef-Platz, wo nun offenbar wirklich eine Wiese bei der Oper asphaltiert werden soll, weil man sich nicht traut, den motorisierten Individualverkehr einzuschränken, passt in dieses Sittenbild.

Nur mit einem ambitionierten Ausbauprogramm für die Öffis wird es gelingen, den MIV drastisch zu reduzieren, einen halbwegs vernünftigen Modal Split zu erreichen und Graz für die Menschen dadurch viel lebenswerter zu gestalten. Die Stadt Wien, wo der PKW-Anteil Anfang der 1990er-Jahre ebenfalls noch bei 40% lag, hat durch den massiven Ausbau des U-Bahn-Netzes in den letzten 25 Jahren gezeigt, wie es geht.

Kommentare

  1. Danke, wieder ein guter, anregender Blogeintrag!

    ad Kaiser-Josef-Platz: Dieses Problem ist denkbar einfach zu lösen. Man braucht nur die Franz-Graf-Allee für den motorisierten Verkehr sperren (Verbindungsstraße Glacis-Opernring, neben dem Opernhaus). Auf dieser Straßenfläche ist genug bereits asphaltierter Platz für die Marktstände, sodass sich die Markthändlerinnen und Konsumentinnen nicht die Schuhe schmutzig machen müssen.
    Eine Grünfläche zu asphaltieren - auch wenn es nur temporär ist - um den Autoverkehr ja nicht einzuschränken! So etwas kann nur den Grazer Verkehrsplanerinnen einfallen. Eine unfassbar unprofessionelle Unfähigkeit! Ich muss echt aufpassen, hier keine strafrechtlich relevanten Beschimpfungen reinzuschreiben.

    ad Wien: Dort gibt es zwar gute Öffis (und einen besseren Modal Split?), jedoch ist der Autowahnsinn dort genau gleich wie in Graz, und wie in fast allen anderen Städten weltweit (außer z.B. Groningen und Kopenhagen, die sind einfach ihrer Zeit weit voraus). Das heißt, nur gute Öffis allein reichen nicht. Man muss den MIV durch radikale Maßnahmen unattraktiv machen (weniger Spuren, schlechteste Ampelschaltungen (alle anderen extrem bevorzugen), alle öffentlichen Parkplätze weg).

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