Heuer wird zum zehnten Mal der österreichische Klimaschutzpreis verliehen. Vor wenigen Minuten habe ich mein Projekt - die U-Bahn für Graz - beim Umweltministerium eingereicht und hoffe, dass es von der Jury nominiert wird. Hier mein Projektvorschlag:
Zudem ist die Stadt mittlerweile mit vielen Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung (in dem auch ca. 150.000 Menschen wohnen) zusammengewachsen. Wer beispielsweise die Kärntner Straße entlang fährt, der stellt fest, dass nur noch die Ortstafel die Gemeinde Seiersberg-Pirka vom Grazer Bezirk Straßgang trennt – es handelt sich um geschlossenes Siedlungsgebiet. Der Ballungsraum entwickelt sich daher derzeit zur zweiten Metropolregion Österreichs, an jeder Ecke wird eine neue Genossenschaftssiedlung errichtet, doch in den Öffentlichen Verkehr wird seit Jahrzehnten kaum investiert; das kann einfach nicht funktionieren.
Aktueller Umsetzungsstand
Klimaschutzprojekt „U-Bahn für Graz“
Ausgangslage
Pro Tag werden im Stadtgebiet von Graz vier Millionen Kilometer mit Autos zurückgelegt; dies ist viel
zu viel, wenn die Republik Österreich ihre Klimaschutzziele erreichen möchte.
Das Übereinkommen von Paris vom 12.12.2015 muss durch
innerstaatliche Maßnahmen zum Leben erweckt werden. Dazu zählt der Bau eines
U-Bahn-Netzes in Graz, mit dem Ziel, die Anzahl der mit PKW zurückgelegten
Kilometer im Ortsgebiet in den nächsten 15 Jahren zu halbieren.
Die Idee einer U-Bahn für Graz ist nicht völlig neu. Im
Jahre 1999 hatte der Grazer Gemeinderat eine entsprechende Studie beim
Schweizer Unternehmen IBV Hüsler AG in Auftrag gegeben, deren Ergebnis
allerdings ernüchternd ausfiel: damals wurde die Auffassung vertreten, dass
Graz zu klein für eine U-Bahn sei, sodass allfällige Investitionen in
Öffentliche Verkehrsmittel sich auf das bestehende System aus Bussen und
Straßenbahnen beschränken solle. Aber seither sind fast 20 Jahre
vergangen, daher stellt sich die Frage: stimmt das heute noch?
Um diese Frage zu beantworten, sollte man zunächst einen
Blick auf die Bevölkerungsentwicklung werfen. Zwischen
1971 und 2001 war Graz eine "schrumpfende Stadt", in den
1990er-Jahren war sogar davon die Rede, dass die oberösterreichische
Landeshauptstadt Linz eines Tages Graz als zweitgrößte Stadt Österreichs
ablösen würde. Bei der letzten Volkszählung 2001 hatte Graz nur mehr rund
226.000 Einwohner/innen.
Doch seit damals ist eine gewaltige Trendumkehr zu merken:
laut der offiziellen Statistik wohnen per
01.04.2017 inklusive der Nebenwohnsitze über 320.000 Menschen in Graz.
Zudem ist die Stadt mittlerweile mit vielen Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung (in dem auch ca. 150.000 Menschen wohnen) zusammengewachsen. Wer beispielsweise die Kärntner Straße entlang fährt, der stellt fest, dass nur noch die Ortstafel die Gemeinde Seiersberg-Pirka vom Grazer Bezirk Straßgang trennt – es handelt sich um geschlossenes Siedlungsgebiet. Der Ballungsraum entwickelt sich daher derzeit zur zweiten Metropolregion Österreichs, an jeder Ecke wird eine neue Genossenschaftssiedlung errichtet, doch in den Öffentlichen Verkehr wird seit Jahrzehnten kaum investiert; das kann einfach nicht funktionieren.
Zum Argument, Graz sei zu klein, ist auch ein
internationaler Vergleich hilfreich: Thessaloniki, eine Stadt mit rund 300.000
Einwohner/innen in Griechenland, baut derzeit eine U-Bahn. Und Nürnberg und
Bochum in Deutschland haben bereits eine – warum also nicht Graz?
Projektziel
Ziel des Projekts ist der Bau eines vollautomatischen U-Bahn-Netzes
im Großraum Graz. Im ersten Schritt soll es aus zwei Linien bestehen, und zwar
einer Nord-Süd-Verbindung (von Gratkorn zum Flughafen Graz-Thalerhof) und einer
Ost-West-Verbindung (vom Berliner Ring zum UKH in Eggenberg). Weitere
Ausbaustufen sind nach der Fertigstellung, für die ich rund zehn Jahre
veranschlage, natürlich jederzeit möglich, wie man derzeit am sehr
ambitionierten Ausbauprogramm der Wiener
Linien sieht.
Aktueller Umsetzungsstand
Zurzeit bin ich intensiv damit beschäftigt, Menschen von
meinen U-Bahn-Plänen zu überzeugen. Zu diesem Zweck betreibe ich den Blog „Graz
braucht eine U-Bahn!".
Das Land Steiermark und die Stadt Graz werden im Sommer über die Finanzierung des Öffentlichen Verkehrs in der steirischen Landeshauptstadt diskutieren. Allerdings wird
es dabei hauptsächlich um den geplanten (Aus)bau diverser Straßenbahntrassen
sein – doch diese geplanten Straßenbahntrassen können der Bevölkerungsexplosion
in Graz nicht mehr Schritt halten, es bedarf eines völlig neuen
Massenverkehrsmittels, um die Anzahl der PKW im Stadtgebiet zu reduzieren.
Alle öffentlichen Verkehrsmittel oberhalb der Erde sind im
"Mischverkehr" unterwegs. Straßenbahnen und Busse können daher
genauso im Stau stehen wie PKW und LKW und sogar dort, wo Straßenbahnen eigene
Trassenführungen aufweisen, sind diese Trassen nicht gänzlich kreuzungsfrei.
Darüber hinaus kann auch die Geschwindigkeit einer Straßenbahn bei weitem nicht
mit einer U-Bahn mithalten; daher muss der Öffentliche Verkehr auch in Graz
unter die Erde verlegt werden.
Konkrete klimarelevante Auswirkungen bzw. Erfolge
Mein Ziel ist, die Anzahl der mit PKW zurückgelegten
Kilometer in Graz in den nächsten 15 Jahren zu halbieren. Dies wird trotz
des weiteren Bevölkerungswachstums gelingen, sofern innerhalb der nächsten zwei
Jahre mit dem Bau des U-Bahn-Netzes begonnen wird. Da der Individualverkehr als
Hauptverursacher von CO2-Emissionen gilt und rund 40% aller Steirer/innen in
Graz bzw. Graz-Umgebung wohnen, wird die Steiermark dadurch einen gigantischen
Beitrag zum Erreichen des österreichischen Klimaschutzziels leisten.
Finanzierung
Ein Punkt, auf den ich auch noch eingehen möchte, ist die
Finanzierung des Projekts. Mir ist klar, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung
der Stadt Graz, der Holding Graz Linien, des Landes Steiermark und des Bundes
bedarf, um mein Projekt zu finanzieren. Doch ich stelle seit Jahren fest, dass
genügend finanzielle Mittel für Verkehrsprojekte vorhanden sind; es werden
lediglich die falschen Prioritäten gesetzt. So hat etwa der Südgürtel in Graz –
eine vierspurige unterirdische PKW- und LKW-Trasse zwischen den Bezirken
Liebenau und Puntigam, die kürzlich eröffnet wurde – rund
180 Millionen Euro gekostet. Zudem hat das Land Steiermark vor kurzem 65 Millionen Euro für eine Ortsumfahrung der Gemeinde Hausmannstätten (die nur rund 3.000 Einwohner/innen hat) investiert.
Dass der Neubau von Straßen nur noch mehr Individualverkehr und Stau generiert,
zeigen die ersten Bestandaufnahmen im Bereich des Südgürtels.
Ich rechne damit, dass das von mir vorgeschlagene Netz mit
zwei Linien Baukosten von rund einer Milliarde Euro verursachen wird. Diese
Kosten sollen zur Hälfte vom Bund getragen werden (wie das auch bei der Wiener
U-Bahn der Fall ist). Die übrige Hälfte müssen sich das Land Steiermark, die
Stadt Graz sowie die Holding Graz aufteilen. Wenn ich diese Kosten mit den
obigen Zahlen (insbesondere mit der Ortsumfahrung von Hausmannstätten) in
Relation setze, dann zeigt sich, dass der Bau einer U-Bahn in Graz möglich ist,
wenn man will. Das Bauprojekt wäre zudem ein gigantischer Impuls für den
steirischen Arbeitsmarkt und würde mehrere tausend Arbeitsplätze im Bereich der
Bauwirtschaft für einige Jahre schaffen.
Außerdem soll zur Finanzierung des Großprojekts vom Land
Steiermark befristet für zehn Jahre (beginnend mit 01.01.2018) eine
Dienstgeberabgabe iHv € 2,- pro Dienstnehmer/in pro angefangener
Arbeitswoche eingeführt werden, also nach dem Vorbild der Wiener
„U-Bahn-Steuer".
Um die Betriebskosten des U-Bahn-Netzes von Graz möglichst
gering zu halten, sollten die Strecken zudem von Beginn an über
vollautomatische U-Bahnen verfügen. Dies ist bei modernen Neubaustrecken
mittlerweile internationaler Standard, wie man beispielsweise in der dänischen
Hauptstadt Kopenhagen sieht. Schließlich
wird auch die U5 in Wien, die bereits in wenigen Jahren vom Elterleinplatz zum
Karlsplatz fahren wird, als vollautomatische U-Bahn gebaut.
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