Viele Menschen zweifeln an der Finanzierbarkeit einer U-Bahn
in Graz. Mit meinem heutigen Beitrag möchte ich aufzeigen, dass es nicht am Geld
scheitert, sondern nur am fehlenden politischen Willen.
In Wien gibt es seit Jahrzehnten eine eigene Dienstgeberabgabe für den Öffentlichen Verkehr, welche umgangssprachlich „U-Bahn-Steuer“ genannt
wird. Wie ich bereits an anderer Stelle angemerkt habe, trete ich für die
Einführung einer derartigen Abgabe in der Steiermark ein. Auf dem steirischen
Arbeitsmarkt gibt es derzeit (Stand: April 2017) 496.583 Beschäftigungsverhältnisse. Würde die Steiermark so wie das Bundesland Wien
eine Dienstgeberabgabe in Höhe von € 2,- pro Dienstnehmer/in und angefangener
Arbeitswoche einheben, so brächte das allein im Jahr 2017 zusätzliche Einnahmen
von circa 52 Millionen Euro für den steirischen Landeshaushalt. In zehn Jahren –
diese Bauzeit für die beiden U-Bahn-Linien für den Großraum Graz ist
realistisch – wäre damit ein Betrag von mehr als 500 Millionen Euro
aufgebracht.
Abgesehen davon ist es wirklich paradox, dass für
Straßenverkehrsprojekte immer öffentliches Geld vorhanden ist, aber man der Bevölkerung
gleichzeitig einredet, für die Finanzierung des Öffentlichen
Personennahverkehrs sei „kein Geld da“. Wer hat denn die zweite Röhre des
Gleinalmtunnels bezahlt? Oder den Grazer Südgürtel, der noch mehr Stau
produziert anstatt Entlastung zu bringen, sodass bereits Anfang 2018 die Kreuzung Puntigamer Straße / Puchstraße umgebaut werden wird? Oder die
sündteure Ortsumfahrung von Hausmannstätten? Wir alle durch unser Steuergeld
beziehungsweise durch die Maut auf den Schnellstraßen und Autobahnen der
ASFINAG.
Auch Großprojekte sind finanzierbar, wenn man nur will; die
ÖBB (welche nach wie vor zur Gänze der Republik Österreich gehört) baut derzeit
die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt, wobei die Gesamtkosten des Projekts
laut einer Schätzung aus 2009 mehr als 5.000 Millionen Euro betragen werden.
Hermann Knoflacher, ein emeritierter Universitätsprofessor vom Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik an der TU Wien, hat die Koralmbahn in einem Zeitungsinterview schon
vor Jahren als „mutwillige Geldvergeudung“ bezeichnet, dennoch wird sie gebaut.
Mir geht es nicht darum, den Öffentlichen Nahverkehr gegen
den Fernverkehr auszuspielen. Ich spreche den oben genannten Straßenprojekten
auch nicht jegliche Sinnhaftigkeit ab, sondern möchte an diesen Beispielen nur
zeigen, dass in Wahrheit genügend Geld für den Ausbau der Öffis in der
zweitgrößten Stadt Österreichs vorhanden wäre. Man müsste es nur richtig
einsetzen.
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